Bio, ökologisch, unverarbeitet, natürlich: Ob Lebensmittel oder Pflege- und Kosmetikprodukte, der Trend geht in Richtung Ursprung. Denn was früheren Generationen guttat, tut auch heute gut – und das ganz ohne chemische Inhaltsstoffe. mio zeigt, welche Kräfte in Heilpflanzen schlummern und wie Sie diese für Ihr Wohlbefinden nutzen können.
Haben Sie während eines Spaziergangs schon einmal unter die Lupe genommen, was so am Wegesrand wächst, und sich gefragt, wofür es gut ist? Es lohnt sich, den Blick zu senken, denn so manches unscheinbare Kraut kann wahre Wunder wirken. Schon seit Jahrtausenden werden die Schätze von Mutter Natur vom Menschen genutzt und das Wissen um heilende und wohltuende Wirkstoffe erweitert. So nutzten bereits die alten Ägypter Aloe-vera-Gel zur Hautpflege und die berühmte Gletschermumie „Ötzi“ trug Pilze gegen Magenbeschwerden bei sich. Im Mittelalter wuchs das Interesse an natürlicher Medizin: In zahlreichen Klöstern wurden Heilpflanzen gezüchtet, untersucht und die Erkenntnisse niedergeschrieben. Einige Rezepturen von damals haben noch immer Bestand.
Selbst heute werden regelmäßig neue Heilpflanzen entdeckt und für die Entwicklung moderner und zugleich natürlicher Kosmetik- und Pflegeprodukte genutzt. Kein Wunder: Aufgrund von Lebensmittelskandalen, sich häufenden Allergien und undurchsichtigen Zutaten- sowie Inhaltsstofflisten wird die Nachfrage nach naturbelassenen Produkten stetig größer. Dabei rückt nicht nur die pflanzliche und biologische Ernährung in den Fokus, auch Naturkosmetik wird immer beliebter. Darüber hinaus schauen viele bei der Auswahl ihrer Produkte generell genauer hin, suchen sich beispielsweise ein Deo ohne Aluminium aus oder verzichten bewusst auf chemische und hormonell wirksame Stoffe. Das aufmerksame und bewusste Einkaufen ist ein Weg, mehr Einfluss darauf auszuüben, was dem Körper zugeführt wird. Alternativ können Sie viele Produkte selbst herstellen. So sind Sie dann auch völlig sicher, was enthalten ist.
In unserem Dossier stellen wir Ihnen einige Heilpflanzen vor und geben Tipps, wie Sie daraus mit simplen Mitteln wertvolle Wohlfühlartikel zaubern können. In diesem Sinne: Augen auf beim nächsten Ausflug in Wald und Wiese!
Oft als Unkraut verkannt, schlummern in vielen Wildkräutern und Pflanzen ungeahnte Talente. Wir stellen Ihnen hier unsere Top Ten vor!
Die lindernde Wirkung dieses Krauts war schon im Mittelalter bekannt. Frauenmantel soll, wie der Name vermuten lässt, bei Regelschmerzen helfen und sich positiv auf Beschwerden in den Wechseljahren auswirken. Auch Kopfschmerzen können mit Frauenmantel gemildert werden.
Seine harntreibende Wirkung hilft beim Entschlacken. Frisch im Salat oder getrocknet als Tee eignet er sich daher besonders als Unterstützung bei Fastenkuren.
Zerreibt man die sonnengelben Blüten, tritt Rotöl aus, welches trockener Haut guttut. Haupteinsatzgebiete der Pflanze sind jedoch psychische Leiden wie Depressionen, Unruhe- oder Angstzustände. Hier ist allerdings ärztlicher Rat notwendig, da Johanniskraut die Wirkkraft anderer Medikamente reduzieren kann!
Das Kraut mit dem dreikantigen Stiel hat schon so manchen Gärtner zur Verzweiflung getrieben – einmal im Garten, ist Giersch nämlich schwer wieder loszuwerden. Dabei gilt er in der Naturheilkunde als kostbare Heilpflanze. Frisch zerrieben lindert er Insektenstiche oder leichte Verbrennungen wie zum Beispiel Sonnenbrand. Auch gegen Schmerzen bei Gicht hilft er.
Das Zwiebelgewächs erkennt man leicht an seinem markanten Knoblauchgeruch. Die Volksmedizin schreibt der Pflanze positive Wirkungen bei Verdauungsproblemen wie Durchfall und Blähungen zu. Achtung beim Wildsammeln: Bärlauchblätter ähneln dem Laub des giftigen Maiglöckchens!
Die leuchtend gelben und orangefarbenen Blüten sind nicht nur eine Zierde in jedem Garten: Ringelblumenextrakt oder -tinktur wirkt antiseptisch und hilft äußerlich angewendet zum Beispiel bei Schürfwunden, Blutergüssen oder Muskelkater.
Sie gilt als Botschafterin der Liebe, dabei kann die Rose viel mehr: Ihre Stoffe sollen unter anderem das Gemüt beruhigen und blutreinigend wirken. Rosenöl und -wasser pflegen die Haut und helfen bei leichten Reizungen. Verwenden Sie jedoch nur ungespritzte Blütenblätter, am besten aus dem eigenen Garten oder in Bioqualität.
Das etwas unscheinbare Wildkraut findet sich auf fast jeder Wiese und enthält ein ätherisches Öl, das entzündungshemmend und entkrampfend wirkt. Daher ist Schafgarbe vor allem bei Frauenbeschwerden ein zuverlässiger Helfer.
Die Blätter des Wildkrauts enthalten antibakterielle und adstringierende Stoffe. Unterwegs kann ein zerkleinertes Blatt daher Pflaster und Desinfektionsmittel bei kleineren Wunden, Blasen oder Insektenstichen ersetzen.
Früher fester Bestandteil in Klostergärten, wird der aromatisch duftenden Pflanze eine beruhigende Wirkung nachgesagt. Bei Einschlafproblemen wirkt eine Tasse Tee aus getrockneter Katzenminze Wunder.
Sammeln Sie nicht an Straßen oder gespritzten Äckern. Möchten Sie tiefer in die Materie einsteigen? Dann schauen Sie sich am besten nach geführten Wildkräuterwanderungen in Ihrer Nähe um. Oder besorgen Sie sich ein Bestimmungsbuch, das Zeichnungen und Fotos der Pflanzen enthält.
Wir zeigen Ihnen, wie Sie Deo, Tee und Co. ganz einfach selbst machen. So können Sie nicht nur richtig sparen, sondern wissen auch ganz genau, welche Inhaltsstoffe enthalten sind.
Pflegt die Haut und unterstützt die Wundheilung. Zunächst einen Extrakt herstellen: Frische oder getrocknete Blütenblätter in einen Topf geben und so viel Sonnenblumenöl zugießen, bis alles bedeckt ist. Etwa 30 min leicht (!) erwärmen, durch ein Sieb abschütten. Auf 2 EL Extrakt etwa 5 g Bienenwachs geben, gering erhitzen, bis die Masse homogen ist. In kleine, ausgekochte Schraubgläser füllen und im Kühlschrank aufbewahren. Nach Anbruch circa 1–3 Monate haltbar.
Starten Sie frisch und gut gelaunt in den Tag! 2 EL frische Gänseblümchenblüten und 2 Blätter Zitronenmelisse in Teeei oder Teefilter geben und mit 250 ml sprudelnd kochendem Wasser übergießen. 10–15 min ziehen lassen. Die frisch gepflückten Blüten halten sich circa 1 Tag im Kühlschrank, alternativ können Sie auch 1 EL getrocknete Gänseblümchen verwenden.
Es muss nicht immer Lavendel sein – auch der Duft von Waldmeister beruhigt, entspannt und hilft gegen Kopfschmerzen. Für ein Aromakissen fürs Kopfkissen schneiden Sie aus Leinen- oder Baumwollstoff 2 10 x 10 cm große Quadrate plus 2 cm Nahtzugabe zu. Stoffstücke auf rechts legen und an 3 Seiten zunähen, dann wenden. Mit getrocknetem Waldmeister füllen und die letzte Seite zunähen. Durch Drücken des Kissens werden die Pflanzenteile gebrochen, der Duft wird intensiver. Nur komplett durchgetrocknete Kräuter zum Befüllen verwenden!
Ideal für alle, die auf Aluminium, Alkohol und andere Substanzen verzichten möchten. Dafür 1–2 TL Stärke in 100 ml Wasser geben und aufkochen. Abkühlen lassen, dann 2 TL Natron einrühren. Mit wenigen Tropfen ätherischem Salbei-Öl (aus der Apotheke) verfeinern. Salbei hemmt die Schweißbildung und wirkt zudem antibakteriell. Mischung in eine saubere Deo-Roller-Flasche füllen. Hält sich etwa 1 Monat.
Hilft bei regelmäßiger Anwendung zum Beispiel gegen trockene oder fettige Kopfhaut und Schuppen. 1 l Wasser erhitzen, 8–10 EL gehackte Brennnesselblätter zugeben und 5 min köcheln lassen, dann abseihen. Nach dem Haarewaschen unverdünnt auf Kopfhaut und Haare geben, kurz einmassieren, dann ausspülen. Achtung: Leicht färbend, nicht auf blondem Haar anwenden!
Die Kräuter an trockenen Tagen sammeln und in kleinen Büscheln an einem luftigen und schattigen Ort aufhängen. Blätter und Blüten können auch im Backofen bei niedriger Temperatur (ca. 70 °C) getrocknet werden. Erst verpacken, wenn alles komplett durchgetrocknet ist, da die Kräuter sonst schimmeln können. Trockene Kräuter zerbröseln beim Reiben zwischen den Fingern. Lichtgeschützt und trocken lagern. Je weniger die Kräuter zerkleinert werden, umso länger halten sie.
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